1/19/2013

ich habe ihn auf der beerdigung getragen. sie können ihn mir nicht einfach vom kopf reißen. keiner nimmt ihn mir im schlaf heimlich ab. sie kriegen ihn nicht runter. sie müssten mich zu einem schmied bringen. oder einen bolzenschneider holen. sie müssten mich fesseln oder mit mehreren festhalten. sie müssten mich zwingen. mit gewalt. sie kriegen den helm nicht ohne gewalt von meinem kopf. ich nehme diesen helm erst ab, wenn mein vater wieder da ist. wenn er hier vor unserer tür steht. wenn er wieder im wohnzimmer sitzt und zeitung liest oder in der küche gemüse schneidet oder heimlich in der garage raucht. erst wenn er mich wieder ins bett bringt und jede nacht im zimmer neben meinem schläft und ich manchmal sein schnarchen durch die wand hören kann. erst wenn er mich wieder jeden morgen mit einem neuen, schlechten witz aufweckt. erst dann. und nicht früher. erst dann lasse ich mir den helm von meinem kopf nehmen. und wenn ich eines tages später mit helm zur universität und auf die arbeit gehen muss. und wenn ich eine frau finden muss, die einen mit helm nimmt. einen der stinkt, und keine haare mehr hat und sich mit nadeln kratzt und den alle komisch ansehen. ich werde zu meiner eigenen hochzeit einen helm tragen. und wenn ich auf der einschulung meiner kinder oder auf ihrer hochzeit, als alter opa dann, noch diesen helm trage: dann ist das so! ich schwöre es. sankt nimmerlein, das habe ich im lexikon nachgelesen, heißt nie. und nie gefällt mir. meinetwegen können irgendwann in hunderttausend jahren irgendwelche archeologen mein skelett finden und sich wundern und fragen, warum ein helm mit kette an meinem hunderttausend jahre alten schädel befestigt ist. vielleicht werden die es verstehen. weil sie hunderttausend jahre klüger sind als alle jetzt.

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